Zeit ist kostbar, im Alter umso mehr - umso wichtiger, Zeit auch für Gebete zu nutzen.
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Gebete im Alter
"Meine Zeit steht in deinen Händen"
Heiliges Geheimnis, mein Gott!
Ich denke zurück an all meine Jahre.
Nicht an meine Leistung denke ich.
Sie ist gering.
Nicht an das Gute, das ich tat.
Es wiegt leicht
gegen die Last des Versäumten.
An das Gute, das mir geschehen ist, denke ich.
An viele Menschen, ihre Freundlichkeit und Güte,
von denen ich mehr empfing, als ich wissen kann.
An jeden Tag und jede erquickende Nacht.
An deine Nähe in den Stunden der Angst und der Schuld.
An viel Schweres denke ich,
an Jammer und Mühsal, deren Sinn ich nicht sehe.
Ich bitte dich: Wenn ich dir begegne,
zeige mir den Sinn.
Mein Werk ist vergangen,
meine Träume sind verflogen,
aber du bleibst.
Lass mich nun in Frieden heimkehren zu dir,
denn ich habe deine Güte gesehen.
Ehre sei dir, dem Vater und dem Sohn
und dem heiligen Geist,
wie du warst im Anfang, jetzt und ohne Ende,
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Jörg Zink
Ich werde gerne alt.
Herder Verlag, Freiburg i.Br 2014, (c) beim Verlag
Alt werden
Das bedeutet
Schwerfälliger werden
Den schweren Fall hin zur Erde
Spüren schon im Stehen
Schwerkraft
Erdigkeit zu leben
Diese Erde zu lieben immer mehr
Lehre mich
Du mein Gott
Der Schwerkraft der Gnade
Zu trauen
Brigitte Enzner-Probst
Aus der Fülle leben.
München, Claudius Verlag 2005
Lass mich nicht ohne Traum leben.
Entziehe Dich nicht meinem Geist.
Ohne Dich ist die Pflanze ohne Saft.
Sie ist verloren und leer.
Traum von einem neuen Tag.
Traum von einem besseren Morgen,
Traum vom Glück hier auf Erden.
Du bist mein Traum,
Du bist mein Gott.
Maximilien Amegee, Rechtsanwalt, Togo/Paris
Übersetzung Irmgard Dieterich
© missio Deutschland
O Herr, Du weißt besser als ich,
dass ich von Tag zu Tag älter
und eines Tages alt sein werde.
Bewahre mich vor der Einbildung,
bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema
etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der großen Leidenschaft,
die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch,
hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein.
Bei meiner ungeheuren Ansammlung von
Weisheit erscheint es mir ja schade,
sie nicht weiterzugeben – aber Du verstehst o Herr,
dass ich mir ein paar Freunde erhalten möchte.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser
Einzelheiten und
verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.
Lehre mich schweigen über meine Krankheiten
und Beschwerden.
Sie nehmen zu, und die Lust, sie zu beschreiben,
wächst von Jahr zu Jahr.
Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen,
mir die Krankheitsschilderungen anderer
mit Freude anzuhören, aber lehre mich,
sie geduldig zu ertragen.
Lehre mich die wunderbare Weisheit,
dass ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Ich möchte kein Heiliger sein – mit ihnen lebt es sich so schwer -,
aber ein alter Griesgram ist das Krönungswerk des Teufels.
Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete
Talente zu entdecken, und verleihe mir o Herr,
die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen.
Teresa von Avila zugeschrieben
Es sinkt der Tag – es dehnen sich
vom Abend her die langen Schatten.
Bleib bei mir, Herr! Bleib und lass mich
in Deinem Dienste nicht ermatten.
Sei meinem Alter Stab und Stütze
und Licht im Dunkel, Trost im Leid –
dass ich die letzten Stunden nütze,
bis Du mich rufst aus dieser Zeit,
auf dass ich ewig Dich besitze
im Reiche Deiner Herrlichkeit. Amen.
Mathias Claudius (1740-1815)
02.07.2014
Anne Lüters