Bank im Wald

Aller Anfang muss nicht schwer sein: der Beginn mit dem Beten lohnt sich!

Bild: kallejipp / photocase.de

Erfahrung mit dem Gebet

Einfach anfangen

Die einen schätzen es als Atempause. Andere laden ihre Sorgen ab. Dritte suchen Orientierung. Erfahrungen mit dem Gebet sind meist nicht spektakulär. Aber es trägt Menschen durchs Leben. Immer neu.

Es ist ein alter Witz: Der kleine Sohn sitzt im Gitterbett, die Hände zum Gebet gefaltet und betet laut, sodass es den Eltern, die hinter der Tür lauschen, die Röte ins Gesicht treibt: „ Und bitte hilf, dass Mami und Papi sich endlich wieder zu beten trauen.“

Wünsche wie Gebete

Und doch ist diese Geschichte weiterhin aktuell. Diejenigen, die nicht beten, blicken etwas befremdet auf diejenigen, die es tun. Dabei wird viel öfter gebetet, als man denkt. Stoßgebete wie „Lass es gut gehen!“ „Hilf mir!“, Wünsche wie: „Vor allem Gesundheit!“ gehen vielen Menschen von den Lippen. Würden Sie aber darauf angesprochen, dass sie beten, würden sie es weit von sich weisen

Befürchtungen vor dem Gebet

Was macht das Gebet so schwierig? Ist es die Sorge, keine Antwort zu erhalten oder die Scheu, als überfromm zu erscheinen? Oder ist es die Furcht, sich beim Beten selbst zu begegnen – vielleicht näher als man es eigentlich möchte?

Genau das aber hält andere beim Beten: die Erfahrung, dass im Gebet heilsame Begegnung geschieht - mit Gott und mit sich selbst. Folgende Hinweise sollen Mut machen, es mit dem Gebet noch einmal zu versuchen.

Ebenso wenig wie ich das Sprechen lerne, ohne zu hören und nach-zu-sprechen, genauso wenig lerne ich das Beten ohne Vorbilder und eigene Praxis. Es ist und bleibt darum wichtig, zum Beispiel mit den eigenen Kindern und miteinander zu beten, das Leben als Gebet einzuüben.

Als wesentliche Gebetsschule bewährt sich der Psalter. Die Beterinnen und Beter der Psalmen können uns lehren, das Gebet als Lebensvollzug zu verstehen. In den Psalmen begegnen uns die verdichteten Lebens- und Glaubenserfahrungen von Menschen, die in den unterschiedlichsten Lebenssituationen an Gott festgehalten haben. Sie haben Gottes Zusagen unentwegt eingelobt und eingeklagt. Sie waren sich durch alle Angst, Not und Verzweiflung hindurch seiner Zuverlässigkeit gewiss.

Wenn die Worte fehlen oder der Glaube nachlässt, dann kann auch das Vaterunser helfen, einen neuen Zugang zum Gebet zu finden. Im Vaterunser, das Jesus Christus seine Jüngerinnen und Jüngern gelehrt hat, haben wir Anteil an seinem Vertrauen auf Gott, den er "Abba", "Vater", genannt hat. In diesem Vertrauen dürfen und können wir uns zu jeder Zeit und an jedem Ort an Gott wenden.

Wem es schwer fällt, einen eigenen Gebetsrhythmus zu finden und das Gebet im Alltag unterzubringen, dem kann das regelmäßige Gebet in der Gemeinschaft helfen. Im Gottesdienst, in kleineren Andachtsformen, aber auch in Haus- und Gebetskreisen besteht die Gelegenheit, zusammen mit anderen Menschen für persönliche Anliegen oder die weltpolitische Lage zu beten und gemeinsam Gottes Nähe zu suchen.

Ein fester Ort und eine feste Zeit –vor dem Frühstück oder kurz vor dem Schlafengehen - können helfen, bei der Stange zu bleiben. Mit zunehmender Gewöhnung wird dieser Zeitpunkt zum festen, lieb gewordenen Termin im Tagesablauf.

Also: Nicht gleich eine Dreiviertelstunde einplanen, sondern zehn Minuten. Lieber mehrmals am Tag innehalten. Nicht gleich die absolute Stille erwarten. Wenn es ein paar Tage gar nicht geht, gnädig mit sich selbst sein, aber beharrlich wieder anfangen.

Wenn die Zeit knapp ist kann jeder Ort Raum für eine spirituelle Erfahrung, jede Zeit mit Meditation gefüllte Zeit werden. Auch in „Leerzeiten“, beim Abwaschen oder an der Haltestelle, kann ein Gebet gesprochen, dem Atem gelauscht werden.

Nicht zu unrecht heißt Spiritualität auch „geistliche Übung“. Wie ein Instrument oder Sport braucht sie Pflege, manchmal einen langen Atem und keine Angst vor Rückschlägen. Wie ein Kind, das beim Laufenlernen immer wieder hinfällt, bis es dann frei und auf eigenen Füßen gehen kann.

Was das Beten schwer macht

„Wie kann Gott das zulassen?“ Weltweite Not, persönliches Leid und Verzweiflung können an Gott und seiner Liebe irrewerden lassen. Es kann helfen, die eigene Enttäuschung und Frustration Gott zu klagen und ihn immer wieder an seine Liebe zu errinnern, wie das manche Menschen in der Bibel tun. Aber auch das gelingt nicht immer. Not kann sprachlos machen - auch für das Gebet.

Nicht alle unsere Wünsche, aber alle seine Verheißungen erfüllt Gott.

Dietrich Bonhoeffer

Enttäuschung über Gott, Zweifel und große Distanz zum Glauben können in bestimmten Lebensabschnitten das Gebetsleben zum Erliegen bringen. Das ist kein Grund dafür zu meinen, von Gott abgeschrieben und verlassen zu sein. Gott verliert uns nicht aus den Augen und dem Herzen. Wir bleiben auch in dieser Situation seine geliebten Kinder. Die Gemeinschaft mit anderen Betenden kann helfen, die eigene Gebetssprache wieder zu finden.

26.06.2014
Anne Lüters