Murmel

Im Kleinen das Große sehen: Im Gebet verwurzeln Christen ihre Zeit in Gottes Zeit.

Bild: birdys / photocase.de

Rhythmen und Zeiten

In Gottes Zeit eingebettet

Im Gebet verwurzeln Christinnen und Christen ihre Zeit in Gottes Zeit. Sie empfangen die geschenkten Stunden und Tage aus Gottes Hand und geben sie wieder in Gottes Hand zurück.

Zeit erfahren wir nicht nur als lineare Abfolge von Stationen, sondern auch als einen Zyklus von wiederkehrenden Abläufen. Wir wissen, dass auf den Winter der Frühling und auf den Sommer der Herbst folgt. Wir wissen, dass die Sonne am Abend unter und am Morgen aufgeht. Dieser Rhythmus, das Wiederkehren von Bekanntem, gibt dem Leben Stabilität und Sicherheit. Wir müssen nicht immer auf gänzlich Neues gefasst sein. Nur weil wir damit rechnen können, dass die Zeit weitergeht, können wir Pläne schmieden, etwas erwarten und das Leben gestalten. Die alt vertrauten Rhythmen ermöglichen es, uns in der Zeit zu Hause zu fühlen.

Nicht ohne Grund kennt die mönchische Tradition sich wiederholende Gebetszeiten. Wer nach ihnen betet, der nimmt die Rhythmen des Lebens bewusst wahr: Die Eigenheiten jeder Tageszeit, die Abfolge der Jahreszeiten und die kirchlichen Festzeiten – alt vertraut und immer wieder neu. Betend vollziehen Christen mit dem Jahreslauf die Geschichte Jesu nach und versuchen sie tiefer zu verstehen. Wo Kräfte nachlassen und Müdigkeit droht, da vertrauen sie sich Gottes Geduld und Fürsorge an.

Du hast Zeit und Geduld

Ewiger Gott, du hast mehr Geduld als ich.
Du hast mehr Zeit.
Wenn ich mich dir überlasse,
habe auch ich Zeit.
Du forderst nicht alles auf einmal.
Während ich nicht mehr will,
nicht mehr kann oder nicht weiter weiß,
wirfst du den Samen aufs Land,
bis er in mir Wurzel schlägt und wächst
und Frucht reift aus meinem Leben.
Deine Frucht.

Jörg Zink, © Jörg  Zink Erben

02.07.2014
Anne Lüters

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