Bibel

Bringt Farbe ins Leben: die Bibel

Bild: PaulCalbar / iStockPhoto

Gebet in der Bibel

Kulturgut und Navigationshilfe

Die Menschen des Alten Testaments haben es beim Beten einfach. Adam trifft Gott auf abendlichen Spaziergängen im Paradies, Abraham betrachtet mit ihm den Sternenhimmel.

Propheten und Könige stimmen ihr Handeln im Zwiegespräch ab. Spontan und spannend sind die Gespräche, die mit Gott geführt werden bis hin zum Buch des Hiob, der sein Lebensschicksal mit Gott verhandelt. Bibelleser lernen Gott kennen als einen, mit dem man reden kann, der die Menschen als Gegenüber respektiert, sich erklärt und seine Pläne immer wieder nach ihnen ausrichtet.

Beten ist konzentriertes Leben

Das Alte Testament kennt auch noch eine andere Art des Betens und sammelt alleine im Psalmenbuch 150 Gebete, die für das private Leben und für den öffentlichen Gottesdienst genutzt werden können. Man hat den Eindruck, jede Lebenserfahrung ist in ihnen erhalten. Schöpfungpsalmen (z.B. Ps 104) führen uns in das wissenschaftliche Weltverständnis des alten Orients ein, Wallfahrtspsalmen begleiten das religiöse Leben (Ps 121), alle Herausforderungen des Lebens finden sich in den Lob-, Klage- oder Bußpsalmen wieder. Wenn man sie liest, spürt man: Beten ist konzentriertes Leben. Nachdenken über sich und die Welt, Gefühle nach außen lachen und abgeben, Lösungen suchen, die man sich selbst nicht geben kann. „Meine Seele erhebet den Herren. Mein Geist freut sich….“

Jesus erfindet das Beten nicht neu

Das Neue Testament geht mit diesem Kulturgut des Glaubens sorgfältig um. Jesus, die Apostel und ersten Gemeinden wussten: Wenn man Glaubensdinge zur Sprache bringen möchte, dann geht das genau so, mit diesen Gebeten. Deshalb muss mit Jesus das Beten nicht neu erfunden werden. Aber Jesus zeigt, wie direkt und einfach das Gespräch mit Gott sein kann. Mit dem „Vater Unser“ bekommen alle Menschen das gleiche „Gebetwerkzeug in die Hand“. Schließlich öffnet Jesus Gebetsmöglichkeiten auch für jene, die gerade am Leben ver-zweifeln und betet im Garten Gethsemane vor dem Anfang seines Leidens: „… lass diesen Kelch an mir vorübergehen….“.

Kulturgut des Glaubens, Lebensäußerung, Navigationshilfen für Zweifler… Gebete sind verschiedenen Menschen jeweils Verschiedenes. „Wenn Worte meine Sprache wären…“ (Tim Bendzko), … dann sind Gebete, seien sie geschrieben, frei erfunden, gesprochen oder gedacht, eine Möglichkeit, mit Gott ins Gespräch zu kommen.

26.06.2014
Dr. Wolfgang Leyk

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